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Energetische Sanierung in Wohnungseigentümergemeinschaften | Das unterschätze Armuts-Risiko der Eigentümer

31.05.2024
4 Minuten

Astrid Schultheis beleuchtet in ihrem Artikel die Herausforderungen und möglichen Lösungen für die energetische Sanierung von Wohnungseigentümergemeinschaften (WEG) in Deutschland.

In Deutschland sind über 75 % der Eigentumswohnungen in Gebäuden, die vor 1979 gebaut wurden. Diese alten Gebäude stehen vor erheblichen Instandhaltungs- und Sanierungsherausforderungen, da viele von ihnen veraltet sind und dringend renoviert werden müssen. Ein beachtlicher Sanierungsstau ist weit verbreitet. Notwendige Maßnahmen reichen von der Erneuerung veralteter Wasserleitungen und Elektrosysteme bis hin zu Asbestbelastungen in Fassaden. Trotz des Bewusstseins für den Sanierungsbedarf kommen Entscheidungen innerhalb der Wohnungseigentümergemeinschaften (WEGs) oft nur schleppend oder gar nicht zustande.

Die Finanzierungsprobleme sind ein zentrales Hindernis. Viele Eigentümer haben begrenzte finanzielle Mittel und unzureichende Rücklagen. Gemeinschaftsdarlehen, die von Banken mittlerweile angeboten werden, sind häufig nicht ausreichend, um den gesamten Bedarf zu decken. Zudem sind die Kreditbedingungen für WEG-Darlehen oft streng, da sie als Blankokredite ohne übliche Sicherheiten angesehen werden.

Mit der WEG-Reform 2020 wurde der Entscheidungsprozess für bauliche Maßnahmen vereinfacht, indem nun eine einfache Mehrheit ausreicht. Trotzdem bleiben finanzielle Hürden bestehen. Die Politik hat zwar einige Fördermaßnahmen eingeführt, jedoch reichen diese oft nicht aus, um den umfassenden Sanierungsbedarf zu decken. Es fehlt an gezielten Fördermöglichkeiten, die den tatsächlichen Bedarf der Eigentümer berücksichtigen.

Ein vorgeschlagener Ansatz ist die Ausrichtung der Förderung nach dem Modell der haushaltsnahen Dienstleistungen (§35a EStG). Selbstnutzende Eigentümer könnten über die Steuererklärung Gelder für Zinsen und/oder Tilgungsbeiträge gutgeschrieben bekommen. Dies würde insbesondere einkommensschwache Eigentümer entlasten und sicherstellen, dass nur bedürftige Eigentümer von der Förderung profitieren.

Die Sanierung von Wohnungseigentümergemeinschaften bleibt eine komplexe Herausforderung, die individuelle und differenzierte Lösungen erfordert. Es ist wichtig, dass die Bedürfnisse der Eigentümer, die Anforderungen an eine gerechte Förderung und die Klimaschutzziele in Einklang gebracht werden. Weitergehende Anreize seitens der Regierung, wie neue steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten, könnten zusätzliche Impulse für energetische Sanierungen liefern.

Den vollständigen Artikel finden Sie hier.

Ein Artikel von
Astrid Schultheis
SCALARA Expertin für Rechnungswesen; Ö.r.b.u.v. Sachverständige für Wohnungseigentumsverwaltung; Mitentwicklerin der WEG-Musterabrechnung

Astrid Schultheis ist eine von vier bundesweit ö.r.v.u.b. Sachverständige für Wohnungseigentumsverwaltung und schreibt Gutachten für Gerichtsverfahren, insb. zum Thema WEG-Abrechnung und Rechnungswesen. Sie ist Mitentwicklerin der WEG-Musterabrechnung 1.0 - 3.0 und ist seit über 30 Jahren Inhaberin einer mittelständischen Verwaltungsgesellschaft.
Bei SCALARA arbeitet sie seit Anbeginn an der Konzeption insb. des Buchhaltungs- und Zahlungsverkehrmoduls mit und unterstützt mit Ihrem einzigartigem fachlichen Know-How.
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